Texte

 

Andrea del Guercio – 2022, Mailand

Meine Vertrautheit mit der Skulptur, mein Studium und die ständige Betrachtung der Skulpturformate und -materialien haben mich sofort in Übereinstimmung mit Jan Douma und mit den Präsenzen gebracht, die sein Atelier bestimmen, verborgen und diskret in der Umgebung des alten Burgheims eingebunden.

Ab dem Eingang empfangen mich stille Monolithen, wie Präsenzen-Zeugnisse, welche die Zeit „korrodiert“ hat, ohne in der Lage zu sein sie auszulöschen, sofort eine raue Bearbeitung hervorhebend, welche das Ergebnis einer expressiven Gewandtheit sind, die mit dem Ziel arbeitet, eine intensive ästhetische Dimension zu erreichen, weit weg von jedem Überfluss, durch Reduktion ausgeführt, frei von Zwischentönen, um wirklich durch Sensibilität  ausdrucksvoll zu sein.

Im Hof erfasst ein weiterer aus dem Gleichgewicht geratener Monolith links unseren Blick, bevor wir in den Raum kommen, wo wir auf eine Reihe von Skulpturen treffen die durch den „Dialog“  zwischen Stein und Holz gekennzeichnet sind; rechts, wie Tafeln, die die Spuren der Zeit „still erzählen“, steht eine plastische Oberfläche, die von einem Zeichen durchzogen wird, das die starre Substanz des Betons ritzt und durchquert und einen andächtigen lyrischen Satz suggeriert.

Im Atelier hat Jan Douma eine Reihe von Skulpturen installiert, die durch die Beziehung zwischen dem Granitmonolith und Eichenholz geprägt sind, in denen die Rauheit und Strenge seiner Erforschung intakt durchdringt. Während der Stein mit der Stabilität seines Gewichts „unterstützt“, lehnt sich das Baumfragment an und wird in einer vertikalen Linie freigesetzt; während die grobe Physikalität des Dolmen von der Erde „spricht“, „erzählt“ das hölzerne Artefakt von der Landschaft; während der eine rau behauen ist und sich mit der kompakten natürlichen Pigmentierung der Grautöne durchsetzt, reagiert das andere mit der „verbrannten“ Partinierung des Holzes, so sorgfältig bearbeitet, das es die perfekte Dimension der Epidermis erreicht.

Im Inneren Jan Doumas’ kreativen Lebensraumes, den artikulierten Dialog, der zwischen Gegenständen, Gemälden und Papieren fließt beobachtend, nehmen wir die Ausbreitung einer Idee wahr, Skulptur zu schaffen, um der metaphysischen Stimme und Substanz zu verleihen; die „Stille“ scheint der „roten Faden“ zu sein, der die verschiedenen, aus der Bearbeitung entsprungenen Themen miteinander verbindet, in deren Größe und Substanz wir aufgenommen werden, bis wir fähig sind, einTeil davon zu sein, bis wir ihre „Stimme“ wahrnehmen und hören, die zwischen die Materialien, zwischen Gegenständen und Oberflächen flüstert, von Grau- über Schwarztönen bis hin zu Farbakzenten – und fähig sind deren raue Energie zu teilen.

(Katalogtext Kaleidoskop Freiburg, 2022, erschienen zur Anlass der Ausstellung in Museo Irpino in Avellino /IT)

 

 

Herbert M. Hurka – 2021, Freiburg

„Counterparts“ –  Gegenstücke 

Ob edel wie Marmor oder alltäglich wie Granit, ob natürlich wie Kirschholz oder künstlich wie Beton. Seien es der widerständige Gneis oder der gefügigere Diabas oder aber ansprechende Hölzer wie Kirsche, Eiche, Birne und dergleichen: Diese Materialvielfalt leitet gleich zum  Produktionsprozess über. Anders als für viele seiner Bildhauerkollegen beginnt die Arbeit von Jan Doumas nicht mit Skizzen oder Planzeichnungen, sondern damit, sich von einem Stoff inspirieren zu lassen, sich zuerst auf die Suggestion eines Materials einzulassen. Auf diese Weise wird jede Arbeit zu einem Neuanfang mit frühen Hinweisen darauf, welche Formen sich anbieten  könnten, was sich womit kombinieren und, wenn man so will, vergesellschaften ließe – Holz mit Stein, Stein mit Stein oder Holz mit Holz. Erst dann, in einer zweiten Phase, kommt die Zeichnung dazu, um Vorstellungsbilder zu präzisieren beziehungsweise verschiedene Optionen durchzuspielen.

 

Jan Blaß – 2020, Kirchzarten

(…) Beginnen wir mit der Zweier-Gruppe aus dem Jahr 2019, die auf der Einladungskarte abgebildet ist. Ein Paar voller Gegensätze: der nur halb so große, aber deutlich massigere, mit Keilen gebrochene Granitblock hat eine schräg zugehauene Standfläche, sodass er steht, als lehne er sich an das fast doppelt so hohe, schwarze Eichenholzbrett, das aber ebenfalls schräg gegen den Granitblock gelehnt ist. Der Titel „Leaning“ unterstreicht diesen Eindruck. Die Dreiviertelansicht des Fotos lässt das Brett sehr massig aussehen, zumal seine Oberfläche durch die Verkohlung mit einer Gasflamme so dunkel ist, dass es das Gewicht des Granitblocks mit Leichtigkeit zu stützen scheint. Geht man aber im Raum um die Gruppe herum, spürt man immer deutlicher, wie schlank das Brett und wie fragil sein Stand auf schmaler Kante ist. Es berührt den Granitblock überhaupt nur an einem einzigen vorstehenden Kristall, hauchzart, als sei es aus Balsaholz.

 

Dr. Antje Lechleiter – 2019, Freiburg

(…. )Weich und hart, bearbeitet und unbearbeitet, Fläche und Volumen – Gegensätze ziehen Jan Douma, der im Kaiserstuhl lebt und arbeitet, magisch an. Seine Skulpturen aus Holz, Beton und Granit bestechen durch ihre Klarheit. Über das Lehnen und Stapeln, das Gruppieren von einzelnen Elementen erkundet der Künstler, welche emotionalen Aspekte sich aus dem Zusammenspiel von Material, Oberfläche und Raum ergeben können.

 

Dr. Wolfgang Jantz – 2015, Freiburg

(…) Vielseitigkeit zeigt sich zum einen im Einsatz unterschiedlicher Materialien (Holz, Gips, Natur- und Kunststein), ist aber auch, nach meinem Empfinden sogar bedeutsamer, ein Merkmal seiner künstlerischen Einstellung, seines Selbstverständnisses, mit dem er seine Vorhaben realisiert und sich dabei sehr persönlich in den Gestaltungsprozess einbringt. Dieses Selbstverständnis reicht von der konstruktiven Erarbeitung kantiger, kubistisch anmutender Formen bis zum sensiblen Erspüren bereits vorhandener charakteristischer Merkmale eines Fundstücks aus Stein oder Holz, die durch den bildhauerischen Eingriff verstärkt, ergänzt oder reduziert werden.

 

 

 

ZEITUNGSARTIKEL:

„Bildhauersymposium: Besucher gehen auf Tuchfühlung mit den neuen Skulpturen im Mettnaupark“ – Gerald Jarmusch, Südkurier, 21.05.22

„Ein Krokodil lauert im Farbsee“, Kunst in Kürze: Kunstverein Kirchzeiten und Kunstforum Hochschwarzwald – Hans-Dieter Fronz, Badische Zeitung, 18.05.22

„Spielereien mit vertikalen Flächen und mit Kanten“, Ausstellung ‚Resonanzen‘ im Kunstforum Hochschwarzwald – Thomas Biniossek, Badische Zeitung, 03.05.22

„Kommunikation der Teile“, Ausstellung ,Counterparts‘ im Spritzenhaus, Kunstverein in Bahlingen – Hans-Dieter Fronz, Badische Zeitung, 10. Juni 2021

„Gegenstücke in Malerei und Bildhauerei“ , Ausstellung ,Counterparts‘ im Spritzenhaus, Kunstverein in Bahlingen – Christiane Franz, Badische Zeitung, 27. Mai 2021

„Suche nach einer einfachen Formensprache“, Porträt Bildhauer und Maler Jan Douma, Kaiserstuhl – Eva Buchholz, Badische Zeitung, 15. Mai 2021

„Das gleißende Licht Kaliforniens“, Kunst in Kürze: Galerie Kralweski, Künstlerwerkstatt L6, Galerie Claeys, Freiburg – Herbert M. Hurka, Badische Zeitung, 19. September 2019

„Ein kontrastreiches Miteinander“, Ausstellung ,Paperart und Kultur‘, Ina Kunz und Jan Douma, Galerie Menzel, Kenzingen – Ilona Hüge, Badische Zeitung, 19. September 2018

„Lebenslinien und Raumkontakte“, Ausstellung ,‘Transition‘, Barbara Seifried und Jan Douma, Platform 3/3, Friedrichshafen – Elfi Braschel, Südkurier, 9.Juli, 2015

„Das Zusammenspiel der Dinge“, Galerie Krüger, Koblenz zeigt umfassende Einzelschau des Künstlers Jan Douma, ,In between‘ – Christian Bleibaum, Rheinzeitung, 31. Juli 2014